Mission Scandinavia Week 14 (29.09. - 05.10.25)
Montag, 29.09.25 - Mittwoch, 01.10.25
Vom Montag bis am Mittwoch bin ich in Helsinki, die Hauptstadt Finnlands.
Direkt von meinem Campingplatz kann ich mit der Metro ins Zentrum fahren. Dieses erkunde ich ausgiebig. Die Altstadt ist sehr schön und insgesamt gibt mir die Stadt ein sehr gemütliches Gefühl. Natürlich ist viel los, viele Autos und Menschen sind unterwegs, der typische “Stadt-Stress” spüre ich aber nicht. Um einen etwas besseren Überblick über die Stadt zu erhalten, fahre ich mit dem Hopp On - Hopp Off Bus. Wenn auch etwas teuer, so finde ich diese Touren bei kurzen Stadtaufenthalten immer sehr praktisch. Durch den Bus sah ich einige Stellen der Stadt, die ich dann nachfolgend nochmals zu Fuss etwas genauer erkundigt habe.
Am Mittwoch war es dann Zeit für die nächste Fähre. Nachdem ich mich mitten durch die Innenstadt gekämpft und zweimal verfahren habe, kam ich dann schlussendlich beim Hafen an. Ich war noch etwas zu früh, weshalb ich vom Hafen aus nochmals ins Zentrum bin, um noch etwas zu essen. Um 20:30 Uhr gings dann auf die Fähre. Dort habe ich kurz ein wenig gezittert, als ich in die Fähre fuhr. Mein Bus hat eine Höhe von ungefähr 2,03 m. Das Parkdeck, auf welches ich fahren sollte, hat eine Höhe von 2,05 m, also hatte ich nur ungefähr 2 cm Spielraum. Zum Glück stimmten diese 2,05 m, es hing nichts von der Decke und der Boden hatte keine Bodenwelle, sodass alles gut ging.
Die Fähre war weitaus voller als die Fähre von Schweden nach Helsinki. Das Irish Pub, das Casino sowie andere Lokale auf dem Schiff waren gut gefüllt und der günstige zollfreie Alkohol wird in vollen Zügen genossen.
Gegen 23:00 Uhr komme ich dann in Tallinn, der Hauptstadt von Estland, an. Etwas ausserhalb der Stadt fahre ich zu einem Campingplatz, wo ich die nächsten Tage übernachte.
Donnerstag, 02.10.25 - Samstag, 04.10.25
Von Donnerstag bis Sonntag bin ich somit in Tallinn. Eine Stadt, die mich sehr positiv überrascht. Ohne grosse Erwartungen oder Ahnung über die Stadt fuhr ich am Donnerstag mit dem Zug ins Zentrum. Von Beginn an fühle ich mich wohl, auch hier ist viel los, aber “Stadt-Stress” ist überhaupt nicht zu spüren. Die Altstadt hat einen schönen, ganz besonderen Charme und die Leute sind alle überaus freundlich.
In den 90er Jahren, nach der Auflösung der Sowjetunion, war Tallinn bekannt als die “Tödlichste Stadt Europas”. Dies lag daran, dass es seine Zeit braucht, bis ein frisch geborener Staat eine funktionierende Regierung, Polizei etc. aufgebaut hat und in der Zwischenzeit unzählige Gangs und Mafias inoffiziell das Sagen über die Stadt hatten.
Heutzutage hat sich das Blatt komplett gewendet, Tallinn zählt als die zweitsicherste Stadt Europas. Während meinem Aufenthalt fühlte ich mich immer wohl und hatte nie ein schlechtes Gefühl. In Cafés, Zügen oder sogar auf öffentlichen Plätzen, lassen Personen ihre Handtaschen, Handys oder Ähnliches einfach liegen, um auf die Toilette zu gehen. Das gegenseitige Vertrauen ist deutlich spürbar. Auch am Abend, nach Sonnenuntergang, wenn der Altersdurchschnitt auf den Strassen deutlich jünger ist, ist die Stimmung friedlich und ruhig.
Tallinn hat sich weit entwickelt, seit dem Fall der UDSSR. Die sowjetische Vergangenheit ist an den meisten Orten nur noch sichtbar, wenn man genau hinschaut. Jegliche Statuen, Hammer und Sichel oder sonstige Objekte, die an die Vergangenheit erinnern können, wurden entfernt. Sowjetische Bauwerke werden „renoviert“, oder wie es Einheimische gerne nennen, demoliert. Ich finde das alles ziemlich interessant, klar kann ich zur einen Seite die Einheimischen verstehen, die die sowjetische Vergangenheit hinter sich lassen möchten und froh sind, wenn diese Gebäude verschwinden, auf der anderen Seite finde ich es aber auch schade, dass dadurch so viel Geschichte, welche die Stadt in sich trägt, zerstört wird.
An meinem letzten Tag in Tallinn mache ich eine Stadtführung. Keine Stadtführung, die mich zu den Touristen-Hotspots führt, sondern eine Stadtführung, welche den Fokus auf die sowjetische Vergangenheit legt. So besuchen wir mehrere Bauwerke aus der damaligen Zeit. Mitunter eine Markthalle. Unscheinbar von aussen, eine Zeitreise von innen. Sei es die Architektur, der Geruch, die Farben oder auch die Menschen. Alles wirkt, wie man sich die damalige Zeit vorstellt. Unser Tourguide meint, der einzige Unterschied zu damals ist, dass heute die Regale gefüllt sind. Leider wird auch diese Markthalle in den kommenden Jahren „renoviert“ und wird einem modernen Einkaufszentrum weichen müssen.
Ein weiterer Stopp der Stadtführung war beim “Hotel Viru”. Eines der wenigen Touristenhotels aus sowjetischen Zeiten.
Das Besondere an diesem Hotel ist das 23. Stockwerk. Dieses wurde erst nach dem Ende der Sowjetunion entdeckt und es stellte sich heraus, dass in diesem eine Geheimzentrale des KGB’s versteckt war, aus der man jegliche Hotelzimmer, Aufenthaltsräume und weiteres anhören und beobachten konnte. Alles, was die Gäste tun und sagten wurde somit rund um die Uhr überwacht, ohne dass jemand davon wusste, scheinbar nicht mal die Leitung vom Hotel.
Das Ende der Stadtführung war bei der “Linnahall”. Wörtlich übersetzt, die Stadthalle oder Ratshaus. Mit beidem hat die Linnahall aber herzlich wenig zu tun. Die Linnahall wurde ursprünglich für die Olympischen Spiele 1980 in Moskau erbaut. Damals wurden alle Wassersportarten in Tallinn ausgetragen. Die Linnahall befindet sich in bester Lage mitten im Zentrum am Hafen. Dass sie für die Olympischen Spiele gebaut wurde, ist aber auch schon das einzige, was sie mit diesen zu tun hat. Heute ist klar, dass es eher mit Machtdemonstration und viel zu hohem Budget zu tun hatte.
Im Inneren des Beton-Bauwerks befindet sich ein Konzertsaal sowie eine Mehrzweckhalle. Beides war bis zum Ende der 2000er Jahre noch regelmässig in Gebrauch. Die Mehrzweckhalle diente als Eishockeystadion für die lokale Mannschaft. Seither ist die Linnahall jedoch verlassen. Heutzutage kann man dem Verfall des eindrücklichen Bauwerks förmlich zusehen. Unser Tourguide meinte, dass von Führung zu Führung, neue Risse und herunter gefallene Steine zu sehen sind.
In näherer Vergangenheit wurde das Innere der Halle als Drehort für diverse Filme, mitunter den Christopher Nolan Film “Tenet” genutzt, was auch dazu führte, dass das Innere in einem deutlich besseren Zustand ist, als das Äussere.
Das Äussere wurde 2015 als Drehort für das mittlerweile 3.8 Milliarden mal angeklickte Musikvideo “Alan Walker - Faded” genutzt. Dies ist auch der Grund, weshalb mir die Halle bereits vor meinem Besuch bekannt war.
Heute wartet die Linnhall, als eines der wenigen sowjetischen Gebäude, das denkmalgeschützt ist, auf einen neuen Besitzer, der das Bauwerk renoviert (ausnahmsweise wirklich renoviert und nicht demoliert) und ihm neues Leben einhaucht. Wann auch immer dies passieren mag, auch im jetzigen Zustand, ist das Bauwerk für mich etwas ganz Besonderes und Interessantes.
Sonntag, 05.10.25
Am Sonntag verlasse ich Tallinn und fahre nach Riga, der Hauptstadt von Lettland, wo ich die nächsten Tage verbringen werde.